Fußspuren wider Willen im Museum

Vor der Fertigstellung des Museums Tirpitz war der Direktor zu Besuch dort. Anschließend musste er Schuhe und Socken ausziehen, um wieder herauszukommen. Lerne eine der Personen kennen, die anderen die Geschichte von Tirpitz näherbringen

Fußspuren im  Museum Tirpitz

Irgendwo haben wir doch alle den Traum, Spuren zu hinterlassen, an die man sich in Zukunft noch lange erinnern wird.
Wenn der Direktor der Varde-Museen irgendwann kein Direktor mehr ist, kann er sich darüber freuen, genau das getan zu haben. Und mit diesen Spuren meinen wir nicht die äußerst bekannten und erfolgreichen Museen Tirpitz und FLUGT. Es handelt sich vielmehr um Spuren im wörtlichen Sinn.

Thea Rahbek Tvedegaard, Museumswirtin von Tirpitz, erzählt, dass der Direktor vor der Eröffnung des Museums auf einer Besprechung dort war. Als er wieder nach Hause wollte, bemerkte er, dass der einzige Weg aus dem Museum durch einen Flur führte, in dem der Bodenbelag gerade frisch gegossen worden war. Also musste er Schuhe und Strümpfe ausziehen und vorsichtig durch den weichen Beton waten.
Das hat natürlich Spuren hinterlassen, sodass man an der entsprechenden Stelle im Tirpitz-Museum nun die Fußabdrücke des Direktors sehen kann. Diese Fußspuren befinden sich in dem Flur, der den neuen Teil des Museums mit dem alten Bunker verbindet.
– Es bringt mich immer noch zum Lachen, wenn ich zur Tür hinausgehe und die Fußabdrücke sehe, sagt Thea Rahbek Tvedegaard.
Dass sie heute Museumswirtin von Tirpitz ist, ist eher ein Zufall. Bei einem Besuch des damals neu eröffneten Museums traf sie eine alte Freundin, die ihr erzählte, dass sie wahnsinnig viel zu tun hätten und noch mehrere Mitarbeiter bräuchten.
– Ich gab ihr meine Nummer und sagte ihr, dass sie mich einfach anrufen könnten. Und das taten sie, so Thea Rahbek Tvedegaard, die einen Monat nach der Eröffnung von Tirpitz ihre Stelle dort antrat.
Eigentlich ist sie ausgebildete Pädagogin. Dass sie ihrem alten Beruf den Rücken gekehrt hat, um den Gästen im Tirpitz-Museum schöne Erlebnisse zu bieten, bereut sie jedoch nicht.
Früher hätte man sie als Museumsführerin bezeichnet, in den Varde-Museen und Tirpitz heißt es jedoch Museumswirtin. Diese neue Berufsbezeichnung zeigt, dass Tirpitz kein Museum in klassischen Sinne ist. Es ist ein Museum für die ganze Familie. Hier müssen Gäste nicht flüsternd umherschleichen, aus Angst, sich die strafenden Blicke oder ermahnenden Worten des mürrischen Museumsaufsehers zuzuziehen.

– Wir sind in dem Sinne keine Museumsaufseher, dass wir nicht nur Karten verkaufen und auf die Gäste achten. Wir kümmern uns um den Kartenverkauf, arbeiten im Café und halten das Museum sauber und ordentlich. Das Wichtigste ist jedoch: Wir sorgen dafür, dass die Gäste sich willkommen fühlen und dass sie sich gesehen fühlen, sagt Thea Rahbek Tvedegaard.
Tirpitz liegt in der Nähe von Blåvand und Vejers, inmitten der wilden Natur Westjütlands. Und diese Natur kommt auch manchmal auf einen Besuch vorbei.
– Durch den Personaleingang kommen oft Frösche herein, denen wir dann wieder raushelfen. Und eines Morgens, als ich eine Runde drehte, hatte sich eine Eule hineinverirrt. Da musste mir der Hausmeister mit einem Netz aushelfen, um sie zu fangen, erzählt Thea Rahbek Tvedegaard, die sich außerdem an einen Besuch von einem ganz anderen Kaliber erinnert.
– Einmal hatten wir Besuch von der Königin. Sie war privat unterwegs und es war meine Aufgabe, sie zu bedienen. Ich spürte, wie meine Hände zitterten, als ich ihr einschenkte. Das war ein ganz besonderes Erlebnis.
Das Tirpitz-Museum wurde um die alten Tirpitz-Bunker gebaut, die Teil von Hitlers enormer Verteidigungsanlage, dem Atlantikwall, waren. Von Tirpitz sollte die Einfahrt nach Esbjerg verteidigt werden. Der Bau des Bunkers begann 1944, doch der Zweite Weltkrieg war zu Ende, bevor die Anlage fertiggestellt werden konnte. Viele Jahre lang standen die Reste der halbfertigen Bunker mitten in der westjütischen Natur, bis sie mit Hilfe des weltberühmten dänischen Architektenbüros BIG in ein interessantes Museum verwandelt wurden.
Und es ist nicht nur die alte Kanonenstellung, die Tirpitz zu bieten hat. Man erfährt auch etwas über das Leben an der Westküste, über den Zweiten Weltkrieg, über die Menschen, die im Schatten der Bunker lebten, und über das Gold des Meeres – Bernstein.
– Die meisten Gäste reagieren sehr positiv. Ich habe den Eindruck, dass sie es als schönes Erlebnis empfinden und auch der Meinung sind, dass es mehr zu sehen gibt als die alte Kanonenstellung, erzählt Thea Rahbek Tvedegaard.


Eigentlich ist im Museum Platz für 800 Gäste auf einmal, man begrenzt die Anzahl jedoch auf 500. Dadurch ist es nicht so überfüllt.
Wenn man etwas mehr Ruhe bei seinem Museumsbesuch haben möchte, empfiehlt Thea Rahbek Tvedegaard, direkt nach Öffnung des Museums zu kommen oder bis etwa 15 Uhr zu warten. Rund um die Mittagszeit ist der Andrang in der Regel am größten.

 

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